Silke in Südafrika


Oh jee…
6. Dezember 2009, 12:23 am
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Dieses Mal habe ich wirklich viiiel zu lange nichts von mir hoeren lassen und hab auch schon ein ganz schlechtes Gewissen deswegen. Jedenfalls bin ich nicht von einer schwarzen Mamba gebissen worden oder sonst wie vom Erdboden verschluckt, sondern das Problem ist immernoch schlicht und ergreifend Zeitmangel… Ist zwar ziemlich unspektakulaer, aber die Wahrheit. Die Oeffnungszeiten des Internetcafes passen naemlich einfach nicht mit meinen Arbeitszeiten zusammen und die Wochenenden sind in der letzten Zeit irgendwie immer verplant gewesen. Aber jetzt sind erst einmal Ferien angesagt, Sommer-Weihnachtsferien, in denen ich zusammen mit Imme, Lisa und Verena durch Suedafrika reisen werde. Aber dazu spaeter, erst muss ich jetzt erzaehlen, wie es in den drei verschiedenen Kirchen war, die ich mittlerweile besucht habe und was ueberhaupt sonst noch so alles in der Zwischenzeit passiert ist.

Aaalso, das war so: Kurz nach meinem letztem Blogeintrag sind wir, Lisa, Imme und ich zusammen mit Betty in die African Bavenda Church gegangen. Mit unseren langen, bunten Roecken und Kopftuechern waren wir natuerlich eine Attraktion im Township. Die Messe war ziemlich, naja, sagen wir gewoehnungsbeduerftig.. Zum einen, weil wirklich nicht viele Leute dort waren, (ungefaehr acht Frauen und zwei Maenner) und zum anderen, weil einem der ganze Ablauf wie eine Aneinanderreihung von Pannen vorkam. Nur als Beispiel: Thapelo, der sich die Muehe gemacht hatte, fuer uns Maedels etwas von der Predigt ins Englische zu uebersetzen, sollte spaeter etwas aus einer Bibel vorlesen, wirkte aber sichtlich ueberfoerdert und immer ungluecklicher, bis er schliesslich meinte: „I’m sorry, but I don’t know Spanish.“ Okay… Kein Mensch weiss, warum er aus dieser spanischen Bibel lesen sollte, aber gut. 🙂 Insgesamt war es dann ein recht lustiges Erlebnis, und der Priester moechte auch unbedingt, dass wir wiederkommen.

Ein anderes Kirchen-Erlebnis hatte ich dann am Wochenende darauf: Weil Imme noch ihren weltwaerts Bericht schreiben musste und Lisa nicht so wirklich motiviert war, bin ich allein ins Township gefahren, und zwar zu Virginia, eines der AfterSchool Maedchen, bei der ich ja schonmal Zuhause war. Zusammen mit ihr bin ich zum ZCC Gottesdienst gegangen. Der Gottesdienst oder die Messe (wie auch immer man es nennen moechte) dauerte von 12:00 bis 17:00 Uhr und es waren wirklich viiiele, viele Menschen dort. Zu viele eigentlich fuer die kleine, garagenaehnliche Kirche. Aber die Stimmung war super, auch hier wurde viel getanzt und gesungen.

Am letzten Wochenende waren wir dann (wieder zusammen mit Betty) in der Apostolic Church. Wieder ein komplett anderes Erlebnis. Ganz in gruen gekleidete Frauen und Maenner, die sich waehrend des gesamten Gottesdienstes, der ca. Zwei Stunden gedauert hat, nicht hinsetzen (!). Stattdessen rennen sie im Kreis und tanzen und singen ausgelassen. Ganz schoen anstrengend, wenn ihr mich fragt.. In allen drei Kirchen haben die Menschen sich auf jeden Fall riesig gefreut, dass wir da waren und ich bin gespannt, was fuer kleine Gottesdienste und Glaubensrichtungen wir dort noch entdecken werden. So langsam kennt man Imme und mich in Reboile auch. Zumindest kann ich nicht mehr durch die Strassen laufen, ohne dass jemand – vor allem die Kinder – „Lerato!“ ruft.

Dass wir in letzter Zeit wirklich oft in Reboile sind hat auch damit zu tun, dass Santa uns an einem Vormittag mal gezeigt hat, was sie als Sozialarbeiterin in Reboile leistet. Wir sind zu Jankie gefahren, der 1994 angeschossen wurde, weil er die ANC-Partei unterstuetzt hat. Seitdem sind seine Beine gelaehmt und er ist somit auf Hilfe angwiesen. Die Gruende habe ich nicht ganz verstanden, aber zumindest gibt es im Moment wohl niemanden der regelmaessig nach ihm sieht. Imme und ich haben uns deshalb bereit erklaert zumindest fuer diese Zeit einmal am Tag zu ihm zu gehen, ihm frisches Wasser zu bringen und etwas zu Essen. Auch beim Toilettengang und Waschen braucht er Hilfe. Am Anfang hat er noch nicht wirklich mit uns geredet. Weil sein Englisch nicht so gut ist, dachten wir. Aber mittlerweile redet er mit uns, macht Scherze und freut sich immer wenn wir kommen. Seit letzter Woche ist seine Familie wieder da und so muessen wir nicht mehr taeglich nach ihm sehen, wollen ihn aber trotzdem noch ab und zu besuchen und etwas leckeres vorbeibringen.. 🙂

Ein anderer Grund, warum ich im Moment so viel Zeit im Township verbringe ist die Tatsache, dass ich doch wahrhaftig noch einen Volleyball gefunden habe und mich seitdem an solchen Nachmittagen, an denen es nicht zu heiss ist, mit den Maedchen treffe, um Volleyball zu spielen. Das macht echt riesig viel Spass und sorgt natuerlich auch immer fuer Aufsehen. Jetzt muss ich erstmal erzaehlen, wie ich an diesen Volleyball gekommen bin. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, weil es in ganz Groot Marico (okay, verstaendlich), aber auch in Zeerust oder Zwartruggens keinen Volleyball aufzutreiben gab. Am letzten Samstag dann, als wir den „Abschied“ mit unserer jetzigen After-School Girls Group gefeiert haben (wir fangen ja im Januar mit einer neuen Gruppe an, diesmal voraussichtlich Jungs und Maedchen gemischt), sind wir mit einem kleinen Bus nach Rustenburg gefahren und zwar zu einer riiiesigen Shopping Mall. Ich muss ehrlich sagen, ich war ein wenig ueberfordert. So viele Autos, Menschen, Geschaefte.. Hilfe! Das bin ich doch gar nicht mehr gewohnt.. Ich lebe im Busch umgeben von friedlicher Stille und Natur und wenigen Menschen und dann auf einmal so ein Tag in Rustenburg. Die Maedchen haben es auf jeden Fall genossen. Sie kamen morgens schon total aufgebrezelt an, einige mit High Heels und Sonnenbrille und sind dann durch die Mall stolziert. Wir konnten natuerlich nicht alle den ganzen Tag zusammenhalten, aber zumindest sind wir am Anfang gemeinsam ins Kino gegangen, auch mit den beiden Erzieherinnen Betty und Margarete und der neuen Koechin Lebo. Das war ja sooo cool. Kino! Einen Film sehen. Wow! 🙂 (Ich erzaehle jetzt nicht, welcher Film es war, es war einfach mal wieder schoen, einen Film anzu sehen..) Okay, wir haben uns New Moon angesehen, die Fortsetzung von Twilight, manche moegen vielleicht von dieser Vampir-Liebesgeschichte gehoert haben.. War auch echt witzig zu sehen, an was fuer Stellen das suedafrikanische Kinopublikum lacht. Irgendwie anders als in Deutschland. Aber gut, das war dann das Kino-Erlebnis. Fuer den Rest des Tages hatte ich mir eigentlich nur vorgenommen, einen Volleyball zu finden. Ansonsten wollten wir uns irgendwo hinsetzen, ein Eis essen, und Leute gucken… Das war naemlich superinteressant, man glaubt ja gar nicht, was da so fuer Leute unterwegs waren. Und so unterschiedlich! Regenbogen-Nation passt wirklich zu Suedafrika. Aber zurueck zu dem Volleyball. Ich habe in drei verschiedenen Sportgeschaeften nachgefragt, aber ueberall gab es nur Fussbaelle. Im vierten Geschaeft hat sich dann eine freundliche Angestelle mit mir zusammen auf die Suche gemacht. Sie ist mit mir quer durch die Mall, zu saemtlichen Sportgeschaeften gelaufen und schliesslich in einen Riesenladen in dieser ohnehin schon Riesenmall. Dort haben wir in der hintersten Ecke tatsaechlich einen Volleyball gefunden. Jippiie! Den haette ich alleine nie gefunden.

Nach diesem erlebnisreichen Tag ging es dann zurueck mit unserem Partybus: laute Musik und gut gelaunte Maedles, die im Bus ausgelassen tanzen. Abends sind wir dann noch ganz kurz in die „Tavern“ in Groot Marico gegangen, nur um Mal zu sehen wie es dort ist. Dort sind naemlich nur Schwarze und von den Weissen wird man immer gewarnt, man solle dort bloss nicht hingehen. Aber wir waren ja zusammen mit den Maedchen da und es war auch erst kurz nach acht Uhr und ueberhaupt sind wir es langsam Leid, dass uns so viele Menschen hier Angst einreden wollen. Natuerlich darf man nicht naiv sein und dort ganz alleine hingehen und andere Dummheiten machen, aber wenn wir auf die Weissen hier hoeren wuerden, waeren wir auch noch kein einziges Mal alleine im Township gewesen. Und dabei ist es immer so cool dort und tagsueber sowas von ungefaehrlich. Es ist manchmal echt schwierig, Dinge richtig und objektiv einzuschaetzen, weil wir halt meistens von aelteren Weissen umgeben sind, die es nicht gerne sehen, wenn wir Kontakt zu den Schwarzen haben. Ein Gespraech mit Arno ueber dieses Problem hat aber auch ergeben, dass es ganz und gar ungefaehrlich ist tagsueber ins Township zu gehen und Imme und ich haben entschieden, dass Jolene und Louis ja auch nicht alles wissen muessen, was wir in unserer Freizeit so treiben. Man sieht, die Situation hier ist manchmal schon etwas kompliziert, aber ich hoffe mal, es wird keinen groesseren Aerger deswegen geben.

Ich ueberlege gerade, ob es im Learning Centre etwas Neues gibt, aber ich glaube, es ist alles beim Alten.. 🙂 Ich werde einige von den aelteren Kids vermissen, die ab Januar dann in die Schule gehen werden, aber dafuer werden bestimmt ganz viele neue kleine Kinder zu uns kommen und darauf freue ich mich. Oh, und ich weiss jetzt, warum man sagt, dass Freiwilligenarbeit eigentlich erst nach ca. drei Monaten wirklich etwas bringt. So lange dauert es naemlich, bis man sich Respekt und Anerkennung (auch von den Kindern) erarbeitet hat und die Arbeit immer besser klappt und sich eine gewisse Routine entwickelt hat. Wobei letzteres hier in Afrika eigentlich nicht wirklich der Fall ist, faellt mir gerade auf. So richtig planbar ist hier eigentlich gar kein Tag. Aber daran hat man sich schon gewoehnt..

Meine Zeit mit Jolene im Craft-Shop und Womens-Project war auch richtig super. Die Gruppe Frauen in Zilverkraans, zu der wir jetzt immer dienstags fahren, ist wirklich genial. Total motiviert, nett, fleissig und natuerlich koennen sie alle supergut singen. Sie haben mir auch schon ein wunderschoenes Setswana Gospellied beigebracht, sodass ich jetzt sogar mitsingen kann. Die Frauen sind ausserdem immer gut drauf, helfen sich gegenseitig und man kann sich mit einigen auch gut auf Englisch unterhalten. Im Moment machen wir mit ihnen Weihnachtssachen, wie kleine Engelchen, Baumschmuck aus Draht oder bestickte Weihnachtssterne. Ich bin sehr gespannt wie sich die Sachen am Ende verkaufen lassen. Mitte Dezember gibt es in Groot Marico wieder ienen Street Market und wir hoffen, dass viele Touristen angelockt werden.

Kaum zu glauben, dass es wirklich schon Dezember ist und fast Weihnachten. Das einzige, was mich im Moment ein bisschen in Dezember-Stimmung versetzt ist der Adventskalender, der ueber meinem Bett haengt und den mir Mama extra nach Suedafrika geschickt hat. Sehr genial. Oh, und gestern Abend sass ich mit Lisa und Imme in unserer Kueche, und es gab Gebrannte-Mandel-Tee und Marzipankartoffeln! Das haben wir nur Petra zu verdanken, die mir ein Paeckchen mit deutschen Weihnachtssuessigkeiten (und Nusspli!) geschickt hat. Sooo toll! 🙂  Also ohne all diese Sachen waere unsere Weihnachtsstimmung hier wahrscheinlich gleich Null, aber so. Heute Morgen kam dann auch „endlich“ „Last Christmas“ am Radio…

Wie ich schon erwaehnt habe, werden wir uns ganz bald auf unsere Abenteuer-Reise begeben. Ich bin echt sehr gespannt. Wir haben ein Auto gemietet, in der Beschreibung heisst es „Opel Corsa oder aehnlich“ und wollen damit auf dem Rueckweg immerhin durch die Drakensberge duesen.. Das wird bestimmt lustig. Der Plan ist auf jeden Fall, erst runter zur Kueste zu fahren zum St. Lucia National Park, dann weiter die Kueste entlang Richtung Durban und von dort aus evtl. durch Lesotho zurueck Richtung Heimat. Mit Lesotho muessen wir halt gucken, ob das mit so nem Mini-Auto ueberhaupt moeglich ist, weil die meisten Hostels uns schon vorgewarnt haben, dass sie nur mit Allradantrieb-Auto erreichbar sind.. Okay. Wir werden sehen. Am 8. Dezember geht’s erst Mal in den Pilanesburg National Park, der hier ganz in der Naehe ist. Unsere Nachbarn haben das fuer uns organisiert und wir werden noch am gleichen Abend wieder zurueck sein. Am 9. Dezember werden alle Sachen gepackt und am 10. machen wir uns dann auf den Weg. Wenn alles gut klappt, sind wir dann auch Heilig Abend wieder Zuhause. Jedenfalls werde ich in der naechsten Zeit wohl wieder nicht dazu kommen, mich regelmaessiger zu melden. Internet haben wir naemlich auf unserer Farm immernoch nicht, dafuer aber einen upgedateten Computer, der sogar ein DVD-Laufwerk hat. Nur haben wir leider noch keine Filme auftreiben koennen. Imme hat zwar einige auf ihrer externen Festplatte, die sie aus Deutschland mitgebracht hat, aber irgendwie wollte von ihren Filmen nur „Pretty Woman“ funktionieren, und ausgerechnet der war auch noch auf Spanisch.. Na ja, aus lauter Verzweiflung haben wir ihn uns angesehen.. 🙂 (Also, falls mir jemand eine Freude zu Weihnachten machen moechte, ueber eine DVD wuerden sich sogar drei Maedels in Groot Marico tierisch freuen…).

Okay, am Schluss noch ein gaaanz, ganz grosses Dankeschoen an Karen, die war naemlich so lieb und hat wieder ein paar neue Fotos fuer mich hochgeladen.

(Zur Erinnerung: http://www.photobucket.com, Username: afrikasilke, Passwort: grootmarico).

Euch allen wuensche ich eine schoene, stressfreie Adventszeit und ein harmonisches Weihnachtsfest!

Bis ganz bald,

Lerato


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Dieses Foto hier ist entstanden als wir die After-School Maedchen Ende November zu uns auf die Farm eingeladen haben. Das war ein sehr lustiger Nachmittag. Wir haben Stockbrot gemacht, sind zum Fluss gelaufen, haben getanzt und gesungen. Das Maedchen neben mir ist uebrigens Lisa, und die da so halb auf mir draufliegt, das ist Junieta.. 🙂

Kommentar von silkesuedafrika

Oh und noch ein Nachtrag.. Ich brauche naemlich noch ganz viel Mitleid, weil ich Mittwoch so schlau war und barfuss von unserem Craft-Shop zur Post Office gelaufen bin (das sind ungefaehr 50 Meter). Jedenfalls war die Teerstrasse so kochend heiss, dass ich jetzt riiiesenhafte Brandblasen unter meinen Fuessen habe und eigentlich gar nicht laufen kann.. Na ja, so eine Dummheit begehe ich zumindest so schnell nicht wieder… 🙂

Kommentar von silkesuedafrika

Hallo Silke
Habe jetzt erst Zeit gehabt Deine E-Mail zu lesen.
Wie ich sehen kann auf den Fotos, geht es Dir gut.
Leider habe ich eine traurige Nachricht denn zum Jahresanfang haben wir die Videothek geschlossen.
Ich würde Dir gerne ein Paar Filme schicken, habe jedoch Deine Adresse nicht.
Liebe Grüße aus Raesfeld
Renate Silke und Ulrike

Kommentar von Renate Peters




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